Wenn es um Generationen geht, sind die Klischees nicht weit. Von »früher war alles besser« bis hin zu »die Jungen wollen nicht arbeiten« fallen meist nicht gerade positive Aussagen. Das kann einem nicht nur am Stamm- oder Familientisch begegnen, sondern auch in den Arbeitsalltag überschwappen: Von »Dinosaurier, die keine Ahnung haben und sich kaputt arbeiten« und »Junge, die gleich Geschäftsführer in Teilzeit sein möchten« wird überspitzt gesprochen.
In einer Welt, in der Babyboomer und Generation Z Seite an Seite arbeiten, prallen nicht nur unterschiedliche Lebenserfahrungen und Erziehung aufeinander, sondern häufig auch verschiedene Vorstellungen von Leistung und Arbeit. Dass diese Vielfalt jedoch kein Hindernis sein muss, sondern vielmehr eine Chance für Unternehmen und Mitarbeitende birgt, zeigen zahlreiche Studien und unterstreicht die Organisationsexpertin Dr. Nina Haas, die noch einen Schritt zurückgeht und das Generationen-Konzept erklärt: »Wenn wir über Generationen sprechen, ist dies eine Gruppen von Menschen mit ähnlicher Sozialisierung und Prägung, die aufgrund der Zeit, in der sie geboren wurde, über ähnliche Erziehung und Umwelterfahrungen verfügt.« Durch das Aufwachsen in einer definierten Zeit und das gemeinsame Erleben von externen Faktoren können gemeinsame Werte oder Meinungen gebildet werden. Trotz aller Gemeinsamkeiten geht man dabei vom Durchschnittsverhalten aus, die Individualität der Menschen darf aber nicht unterschätzt werden.
Was sagt nun der Durchschnitt von Babyboomern, Generation X, Y & Z? »Nichts so Unterschiedliches, wie man erwarten könnte«, fasst Studienautor Alexander Zeh vom Meinungsforschungsinstitut IPSOS zusammen. In der breit angelegten Generationen-Studie von Helvetia wurden Österreichs Generationen zu verschiedenen Aspekten des Lebens und der Arbeit befragt. Das Positive: Die Österreicherinnen und Österreicher sind trotz zahlreicher Krisen in den letzten Jahren generationenübergreifend glücklich und auch punkto Arbeitswelt gibt es nur kleine Ausreißer über die Altersschichten. Das Ergebnis überrascht Nina Haas nicht: »Obwohl die Generationenforschung zeigt, dass gerade die Babyboomer den optimistischsten Blick in die Zukunft hatten. Rückblickend konnte es nur bergauf gehen.« Auch die Helvetia-Studie unterstreicht, dass gerade die Jüngeren glücklicher sind und der Zukunft positiver entgegenblicken.
Wie lässt sich das nun auf die Arbeitswelt umlegen? Bei Helvetia sind so viele unterschiedliche Generationen wie nie zuvor zusammen am Arbeitsplatz. Von Jahrgang 1950 bis 2008 arbeiten wir voll Vertrauen, Dynamik und Begeisterung in einem ziemlich ausgeglichenen Mix: Zehn Prozent aller Mitarbeitenden zählen zu den Babyboomern, knapp ein Drittel sind jeweils Generation X (32 Prozent) und Y (37 Prozent) und zur jüngsten Generation Z zählen 21 Prozent der Belegschaft. Dass das vor allem Chancen und wenig Nachteile bringt, zeigen auch die Studienergebnisse: 77 Prozent der Befragten finden generationsübergreifendes Zusammenarbeiten positiv und nur drei Prozent sind eher von Nachteilen überzeugt. Nina Haas zieht einen Vergleich mit der Natur: »Hohe Biodiversität macht Ökosysteme robuster. Das ist in Unternehmen nicht anders. Diversität stärkt Organisationen und macht sie zukunftsfit. Damit man dies nutzen kann, braucht es aber auch ein Verständnis für die Unterschiede, die man einbringt.« Aber wie groß sind nun die vielbesprochenen Unterschiede?
Beim Arbeiten teils kaum vorhanden und dann doch wieder deutlich ausgeprägt. Das Wichtigste beim Arbeiten ist über alle Generationen hinweg das Gehalt und die Vergütung. Beim Platz zwei zeigen sich bereits die Unterschiede der Generationen: ist es für die Babyboomer die Arbeitsplatzsicherheit, so steht für die jüngeren Work-Life-Balance höher im Kurs. Flexibilität wird vor allem von der jüngsten Generation gefordert und einer geringeren Wochenarbeitszeit – wie oft gefordert – stimmen über alle Generationen 23 Prozent der Befragten sehr zu (Babyboomer mit 13 Prozent weniger).
»Gelingt es, die Unterschiede zu nutzen, gewinnen wir alle. Unerheblich, ob die Unterschiede groß sind oder auch nicht.«, fasst Nina Haas zusammen. Es geht auch gar nicht darum, die Generationen inhaltlich näher aneinander zu führen, sondern genau diese Unterschiede für das Unternehmen zu nutzen und voneinander zu lernen. Die wichtigste Basis dafür: Wechselseitiges Verständnis. Dieses wird am besten von der Führungskraft vorgelebt. Gemischte Teams und auch Buddy-Programme, bei denen junge und ältere Mitarbeitende bewusst zusammenarbeiten, können unterstützen. »Weiß man mehr über die Sozialisierung der jeweiligen Generation fällt das wechselseitige Verständnis oft leichter«, so die Expertin.
Unternehmen wie Helvetia profitieren besonders von einem guten Generationen-Mix. Geht es doch darum, glaubwürdig alle Kundensegmente anzusprechen. Gerade um jüngere Zielgruppen zu erreichen, muss die Lebensrealität dieser Gruppe in Unternehmen abgebildet werden. Wie kann man sie erreichen, wie sehen Kontaktpunkte aus und wie agieren sie? Ohne Erfahrung und Expertise der erfahrenen Kolleginnen und Kollegen wird es aber trotzdem nicht gehen. Sie beherrschen das Produkt- und Fachwissen und ohne dieses ist es unerheblich, ob ich eine junge Klientel erreiche. Wichtig dabei ist, dass beide Kompetenzen gleichwertig sind.
»Das größte Hindernis für eine gelungene generationenübergreifende Zusammenarbeit ist wechselseitiges Schlechtmachen und Respektlosigkeit gegenüber den Besonderheiten der jeweils anderen Sozialisierung. Für beide Seiten bleibt daher die Herausforderung, Unterschiedlichkeit zu schätzen und voneinander zu lernen.«