Am 2. Februar 2018 hat die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Alpenländischer Forstvereine zum zwölften Mal den Alpinen Schutzwaldpreis Helvetia verliehen. Die Mitglieder – Forstvereine aus Bayern, Graubünden, Kärnten, Liechtenstein, St. Gallen, Südtirol, Tirol und Vorarlberg – würdigen mit dem Preis Projekte, die sich besonders vorbildlich für den Schutzwald engagieren. Im Beisein von Landesräten aus Tirol und Vorarlberg und Regierungsräten aus Liechtenstein und St. Gallen wurden im Kornhaus Kempten drei Projekte in den Kategorien «Schulprojekte», «Öffentlichkeitsarbeit, Innovation und Schutzwaldpartnerschaften», und «Erfolgsprojekte» gewürdigt. Mit dem «Schutzwaldpaten» zeichnete die Jury zudem eine Person für ihre Verdienste rund um den Schutzwald aus.
22 Projekte und Ideen aus Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz wurden eingereicht. Die international besetzte Jury ehrte folgende Projekte mit einer Auszeichnung:
In Kooperation mit den Österreichischen Bundesforsten (Öbf) wird im Frühling 2018 im Forstrevier Wienerwald das bereits fünfte Aufforstungsprojekt umgesetzt. Die Waldfläche bei Pernitz in Niederösterreich war 2014 Schauplatz von schwerwiegendem Eisbruch. Tiefsttemperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit verursachten innerhalb weniger Tage tonnenschweren Eishang, dem die Bäume nicht standhalten konnten und folglich zusammenbrachen. Aus gut gepflegten Jungwäldern im Naherholungsgebiet Wienerwald entstanden riesige Kahlflächen. Nun werden die Flächen mit rund 7.000 Laub- und Nadelbäumen aufgeforstet. «Das Schutzwald-Engagement passt hervorragend zu unseren Kernkompetenzen in Risikomanagement und Vorsorge», erklärt Thomas Neusiedler, Vorstand für Schaden-Unfall bei Helvetia Österreich. «Ich freue mich, dass wir mit dem fünften Aufforstungsprojekt einen Beitrag zur Erhaltung des Waldes im wichtigen Naherholungsgebiet Wienerwald leisten.»
Die Volksschule Imst Unterstadt aus Tirol, Österreich, überzeugte mit ihrem Projekt «Der Wald schützt, nützt und bildet». Es vermittelt den Volksschülern während ihrer vierjährigen Grundschulzeit fundiertes Wissen über die Bedeutung des Ökosystems Wald. Die Schüler lernen, dass die langfristige Erhaltung des Waldes wichtig ist. Mit Aktivitäten im eigenen Stadtwald wird der Bezug zum unmittelbaren Lebensraum hergestellt. Das Projekt deckt eine Fülle von pädagogischen Aktionen ab und wird auch in Zukunft weitergeführt. Die Stadtgemeinde Imst ist Partner der Schutzwaldplattform Tirol.
Auch in der Kategorie «Öffentlichkeitsarbeit, Innovation und Schultzwaldpartnerschaften» ging die Auszeichnung nach Tirol: Das Tiroler Projekt «Naturschutz im Bergwald» ist ein Gemeinschaftsprojekt des Naturparks Karwendel und dem Forstbetrieb Oberinntal der Österreichischen Bundesforste AG. Es setzt Ergebnisse aus vogelkundlichen Erhebungen im Naturpark Karwendel in forstliche Maßnahmen um. Diese sollen die natürliche Stabilität des Schutzwaldes erhöhen und gleichzeitig die Lebensräume für Vogelarten im Bergwald erhalten. Naturschutz- und Forstexperten haben gemeinsam mit den Grundbesitzern konkrete Handlungstipps in einem Praxishandbuch festgehalten.
Ergänzend zur technischen Lawinenverbauung nutzt die St. Galler Gemeinde Amden seit Jahren die schützende Funktion des Waldes, um Lawinenanrisse zu verhindern. Das Aufforstungsprojekt «Buech» wurde bereits vor rund 60 Jahren ins Leben gerufen. Dank Pflegemaßnahmen kombiniert mit Verbauungen schützt der Wald heute das Dorf Amden vollumfänglich. Eine rein technische Verbauung wäre viel teurer gewesen.
Die Salinenwirtschaft und die Jagd sind die wichtigsten Gründe dafür, dass die Baumbestände in dem von Fichten dominierten bayrischen Alpennationalpark Berchtesgaden oft von Schälschäden betroffen sind. Die Wildbestände waren bis in die 80er-Jahre extrem hoch und die Tradition der Jagd fest verankert. Am Beispiel des Steinbergs, oberhalb der Gemeinde Ramsau, zeigte sich, dass mit einer gezielten Jagd, ergänzt durch eine künstliche Verjüngung von Buche und Tanne in Femelstellungen, die Fichtenbestände erfolgreich zu Mischwäldern erweitert werden können. So wurde die Schutzwirkung erhalten und die Biodiversität gefördert.
Zum dritten Mal hat die ARGE Alpenländischer Forstvereine den Titel «Schutzwaldpate» vergeben. Dieses Jahr wurde Ulrich Ammer aus Eichendorf, Deutschland, für seine Verdienste zugunsten des Schutzwalds geehrt. Ulrich Ammer setzte sich jahrzehntelang für die konstruktive Zusammenarbeit der unterschiedlichen Interessensgruppen am Wald ein. Er wies nach, dass die Bewirtschaftung von Wäldern die Artenvielfalt erhalten oder sogar steigern kann. Durch seine wissenschaftlichen Analysen zur Waldentwicklung bewies Ulrich Ammer frühzeitig die Notwendigkeit der Schutzwaldsanierung, um die Schutzfunktionen der Bergwälder zu erhalten.