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  • «Mittwoch ist mein Papi-Tag»

    21.11.2022 | Michèle Schaub
    Teilzeitarbeit gilt immer noch als Frauenmodell. Dass Teilzeit bei Männern kein Tabuthema sein sollte, zeigen Samuel Weber und Roger Ebinger bei Helvetia. Was für Vorteile sie in der Teilzeitbeschäftigung sehen und weshalb Vereinbarkeit nicht nur die Familienplanung betrifft, erzählen sie im Beitrag.
Sarah Vogt und Olivera Filipovic

«Mittwoch ist mein Papi-Tag»

21.11.2022 | Michèle Schaub
Sarah Vogt und Olivera Filipovic
Teilzeitarbeit gilt immer noch als Frauenmodell. Dass Teilzeit bei Männern kein Tabuthema sein sollte, zeigen Samuel Weber und Roger Ebinger bei Helvetia. Was für Vorteile sie in der Teilzeitbeschäftigung sehen und weshalb Vereinbarkeit nicht nur die Familienplanung betrifft, erzählen sie im Beitrag.
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Dass Teilzeit bei Helvetia nicht nur ein Frauenthema ist, bestätigen unsere Zahlen: Knapp jeder zehnte Mitarbeiter bei Helvetia arbeitet bereits in Teilzeit – Tendenz steigend. Einer davon ist Samuel Weber. Als Spezialist Multimedia & Analytics ist er seit seinem Berufseinstieg vor 14 Jahren in einem 80 Prozent Pensum angestellt. Auch im Aussendienst stösst das Modell auf Anklang. Roger Ebinger, Verkaufsleiter auf der Generalagentur Rapperswil setzt sich für das Thema Vereinbarkeit ein.

«Einen grösseren Part in der Kinderbetreuung zu übernehmen, ist für mich unbezahlbar»
Samuel Weber, Spezialist Multimedia & Analytics

Nach meiner Mediamatik-Lehre und einem Praktikum bei Helvetia im Bereich Branding trat ich eine Festanstellung im Digital Business an – in einem 80 Prozent Pensum. Die Teilzeitstelle ermöglichte mir zunächst ein längeres Wochenende und danach die Möglichkeit, noch einen Master in Multimedia Communication zu absolvieren. Für mich persönlich war eine ausgewogene Work-Life-Balance schon immer wichtiger als eine hohe berufliche Stellung oder eine steile Karriere. Während meiner Weiterbildung wurde ich Papa und seither ist der Mittwoch mein Papi-Tag. Diese Entscheidung, einen Tag mehr mit meinen zwei Kindern zu verbringen, habe ich nicht nur getroffen, weil es mir wichtig war, sondern weil es für mich selbstverständlich ist. Es erlaubt mir, mich ganz auf unsere Kinder einzulassen. Darüber hinaus möchte ich meiner Frau durch die Teilzeitbeschäftigung die Möglichkeit geben, in einem höheren Pensum angestellt zu sein und bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben.

Ich arbeite seit meinem Berufseinstieg Teilzeit. Klar bekomme ich da oft Fragen gestellt wie: Hast du Kinder? Machst du noch eine Weiterbildung? Ich denke, diese Vorurteile sind jedoch nicht nur männerspezifisch. Wenn eine Frau Teilzeit arbeitet, wird ja auch direkt angenommen, dass sie Mutter ist. Umso schöner ist es zu sehen, dass sich das Thema Teilzeitarbeit für Männer in den letzten Jahren durchgesetzt hat. Es findet definitiv eine Konversation darüber statt – und ich glaube, es ist wichtig, dass das passiert. Auch bei Helvetia werden flexible Arbeitsmodelle gefördert. In unserem Team sind zurzeit drei von sieben Mitarbeitenden, zwei Männer und eine Frau, in einem Teilzeitpensum angestellt. Für mich ist es nicht selbstverständlich, dass ich immer auf Teamleiter:innen zählen durfte, die sehr offen gegenüber Teilzeitmodellen sind und die mich jederzeit unterstützt haben – auch schon vor 14 Jahren. Ich schätze das sehr, weil ich überzeugt bin, dass Teilzeitarbeit viele Chancen mit sich bringt, unabhängig davon, ob man Kinder hat oder nicht. Mitarbeitende, die ihren Wunsch nach Teilzeit umsetzen dürfen, sind meines Erachtens motivierter, ausgeglichener und leistungsfähiger, da sie mehr Zeit für sich haben. Natürlich gibt es auch Herausforderungen, das ist klar. Mit dem Teilzeitpensum geht die Tatsache einher, dass jede nicht produktive Minute eher spürbar ist. Zu Beginn braucht es zudem eine Weile, bis alle Abteilungen Bescheid wissen, wer wann abwesend ist. Hier ist es für mich als Mitarbeiter wichtig, die nötige Flexibilität mitzubringen. Auch mal einzuspringen oder den freien Tag wechseln zu können, falls ein dringender Termin ansteht. Wenn das Pensum reduziert werden möchte, muss nicht nur die Anzahl Arbeitsstunden, sondern auch die Arbeit an sich verringert werden. Eine offene Kommunikation mit der Führungskraft und ein effektives Zeitmanagement sind demzufolge zentral.

Mir ist bewusst, dass Teilzeitarbeit ein Privileg und auch immer eine Frage der finanziellen Möglichkeiten ist. Meiner Ansicht nach ist es jedoch wichtig, sich für eine aktive Rolle zu entscheiden und diese einzufordern. Für mich ist klar: Die Zeit mit meinen zwei Kindern würde ich nie hergeben, auch nicht für mehr Geld. Anderen Männern kann ich deshalb nur raten, das Modell einfach mal auszuprobieren.

«Vorgesetzte sollten das Mindset mitbringen, flexible Arbeitsmodelle auch im Aussendienst umsetzen zu wollen»
Roger Ebinger, Verkaufsleiter Generalagentur Rapperswil

Seit 11 Jahren bin ich bei Helvetia als Verkaufsleiter auf der Generalagentur Rapperswil tätig. Ich selbst arbeite nicht in einem Teilzeitpensum, befürworte dieses Modell jedoch sehr. Auf unserer Generalagentur haben wir drei Mitarbeitende, die in einer Teilzeitbeschäftigung angestellt sind. Seit Oktober 2022 auch einen Kundenberater im Aussendienst. Ich bin überzeugt, dass flexible Arbeitsmodelle viele Vorteile mit sich bringen. Das Pensum zu reduzieren, führt meiner Ansicht nach zu einer ausgewogeneren Work-Life Balance sowie zu einer höheren Produktivität und Effizienz. Weil der Lohn im Aussendienst viel weniger skalierbar ist, können Kundenberater:innen so auch im Teilzeitpensum ein überdurchschnittlich hohes Einkommen erzielen.

Wir können beobachten, dass wir viele gute Kundenberater:innen ab Mitte 50 haben, die massgeblich zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Weil wir im Aussendienst tendenziell mehr als 100 Prozent arbeiten, sind unsere Arbeitstage sehr durchgetaktet. Das Ziel sollte nicht sein, diese Mitarbeitenden bis zum Ruhestand auszulaugen. In unserer Nachfolgeplanung versuchen wir deshalb bewusst, Mitarbeitende, die in Richtung Pension gehen, etwas zurückzunehmen und junge Nachwuchstalente nachzuziehen. Mit gegenseitigem Mentoring schaffen wir so einen wertvollen Wissenstransfer und bieten gleichzeitig Perspektiven. Gerade bei jüngeren Generationen, die das Privatleben stärker gewichten, hat das Thema Teilzeit eine grosse Relevanz. Das merke ich in meinem Umfeld, aber auch bei Kunden. Covid-19 hat ebenfalls dazu beigetragen, dass eine ausgewogenen Work-Life Balance nochmals an Bedeutung gewonnen hat. Der Wunsch ist da, bewusster auf sich selbst zu schauen und mehr Freizeit zu geniessen. Für Unternehmen sind Teilzeitangebote somit ein wichtiges Instrument in der Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden. Hier versuchen wir, diesen Bedürfnissen entgegenzukommen. Natürlich stossen wir im Aussendienst auch noch auf gewisse strukturelle und organisatorische Hürden. Trotzdem sollten uns fehlende Prozesse nicht daran hindern, ein Arbeitsmodell zu gestalten, das für alle vereinbar ist.

An dieser Stelle finde ich es auch wichtig zu betonen, dass sich Führungskräfte mehr trauen sollten, Teilzeitmitarbeitende einzustellen. Vorgesetzte sollten das Mindset mitbringen, flexible Arbeitsmodelle auch im Aussendienst umsetzen zu wollen. Ich aus meiner Perspektive kann nur sagen: Wir haben es ausprobiert und wir sind begeistert. Bei uns ist eine junge Frau in einem Teilzeitpensum im Aussendienst tätig und für uns war das dieses Jahr eines unserer grossen Highlights. Sie arbeitet im Job-Sharing mit einem Kundenberater. Zusammen betreuen sie dasselbe Gebiet. Wir sehen hier: Teilzeit im Aussendienst kann gut funktionieren. Ich möchte deshalb anderen Verkaufsleitern und Verkaufsleiterinnen ans Herz legen, Teilzeitarbeit als Chance zu sehen. Denn ich bin überzeugt: Je mehr Respekt und Wertschätzung ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin in Form von Teilzeit erfährt – falls er oder sie das wünscht –, desto grösser ist sein Einsatz und seine Leistungsbereitschaft.

Möchtest auch du Teilzeit arbeiten? Bei uns kann jede Stelle im Teilzeitpensum besetzt werden.
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