10. Juni 2021, Text: Michèle Schaub, Foto: z.V.g. Nicole Poelstra-Bieli und Simone Bieli
Simone: «Wir haben beide bereits die Lehre bei Helvetia absolviert. Nach der Ausbildung arbeitete ich lange in der Vorsorge. Im April letzten Jahres habe ich dann eine Leitungsfunktion im Bereich Kundendienst Firmenkunden mit einem 50-Prozent-Pensum übernommen. Nicole war zu dieser Zeit auch schon im gleichen Bereich tätig.»
Nicole: «Genau. Ich bin vor fünf Jahren zu Helvetia zurückgekehrt und habe vor meiner zweiten Babypause als stellvertretende Teamleiterin gearbeitet. Als dann die Teamleitungsstelle ausgeschrieben war und unser Ressortleiter uns mitgeteilt hat, dass es die Möglichkeit des Jobsharings gäbe, haben wir uns direkt im Doppelpack auf die Stelle beworben. Mit Erfolg!»
Nicole: «Wir haben uns betreffend Arbeitszeiten so organisiert, dass Simone jeden Montag und Dienstag arbeitet und ich den Donnerstag und Freitag übernehme. Am Mittwoch wechseln wir uns jeweils ab. So können wir sicherstellen, dass sowohl unsere Kundinnen und Kunden als auch unsere Mitarbeitenden die ganze Woche eine Ansprechperson haben.»
Simone: «Uns ist es wichtig, dass wir trotz der Aufteilung die fachliche und personelle Betreuung unseres Teams gewährleisten können. Neben dem Tagesgeschäft sind wir beide in diversen Projekten involviert. So können wir unser Know-how gemeinsam nutzen und unsere persönlichen Stärken in den verschiedenen Aufgaben gezielt einsetzen.»
Simone: «Absolut. Unsere Projekte und Aufgabenbereiche sind sehr breit gefächert und extrem facettenreich. Zu zweit hat man verglichen mit einer Einzelperson natürlich viel mehr Möglichkeiten. Man kann die Aufgaben den Kompetenzen entsprechend aufteilen und Zuständigkeiten sinnvoll zuweisen. Bei uns klappt das super so. Ein allgemeiner Vorteil des Jobsharings ist sicher auch, dass man als Arbeitnehmer einen Job weiterführen kann, der sonst im Teilzeitpensum vielleicht nicht vorgesehen wäre. Meiner Meinung nach sollten Unternehmen deshalb unbedingt anfangen, dieses Modell vermehrt einzusetzen.»
Nicole: «Top-Sharing bedeutet für uns, dass Simone und ich am gleichen Strang ziehen und wir gegen aussen einheitlich auftreten. Natürlich kann es auch bei uns einmal Meinungsverschiedenheiten oder Unsicherheiten geben. Ich weiss jedoch, dass ich sie immer an meiner Seite habe und ich alle Themen und Anliegen mit ihr besprechen kann. Auf der anderen Seite wissen unsere Mitarbeitenden, dass sie sich zum Beispiel für ein Gespräch auch jederzeit nur an eine von uns beiden wenden dürfen, wenn sie das wünschen. Wir behandeln ihre Informationen vertraulich.»
Simone: «Für mich gehört meine Arbeit zum Leben dazu. Wenn wir mit unseren Kindern auf dem Spielplatz sind, würden wir uns unter anderem sowieso über unseren Job unterhalten. Somit können wir uns gleich austauschen und dann etwas abhaken. Mich stört das ganz und gar nicht. Im Gegenteil – ich bin sehr dankbar für diese Chance.»
Nicole: «Ich glaube, dass wir als Schwestern eine wichtige Grundvoraussetzung für das Jobsharing haben: Wir wissen ganz genau, wie die andere tickt. Ich kann offen mit ihr reden und ihr blind vertrauen. Zudem habe ich persönlich nochmal ein höheres Verantwortungsgefühl, gerade weil sie meine Schwester ist.»
Nicole: «Ja, ich denke das Vertrauen ist eine wichtige Voraussetzung. Bei uns als Schwestern war dies natürlich von Anfang an da. Wichtig ist zudem, dass man sich mit seinen Stärken gut ergänzt, klar kommuniziert und sich organisiert. Gerade im Top-Sharing kann dies natürlich auch zu Konkurrenz führen. Im besten Fall hat man deshalb vorher schon mal mit der Person zusammengearbeitet.»
Simone: «Seid mutig und probiert es aus! Jobsharing kann wirklich funktionieren. Zudem denke ich, dass dieses Modell zunehmend in der Arbeitswelt akzeptiert und von Unternehmen gefördert wird. Wenn ihr also jemanden unter euren Arbeitskollegen oder Arbeitskolleginnen habt, mit dem oder der die Zusammenarbeit gut klappt, dann wartet nicht darauf, bis ihr von eurem Arbeitgeber angesprochen werdet. Bewerbt euch direkt im Doppelpack!»