Helvetia kann Europa nicht egal sein. Schliesslich stammt rund die Hälfte der Prämien im Nichtleben- und im Einzelleben-Geschäft aus den Auslandsmärkten wie Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Spanien. Allerdings seien diese Märkte politisch, ökonomisch und kulturell enorm unterschiedlich, erklärte Philipp Gmür, CEO von Helvetia Versicherungen zur Begrüssung an der zweiten Veranstaltung «TheTalk@TheStudio». Umso mehr waren er und die illustren Gäste an der gemeinsamen Veranstaltung von Helvetia und Ringier interessiert, wie es nach den Wahlen in Frankreich mit dem alten Kontinent weitergehen könnte.
Doch zunächst musste Moderatorin Christine Maier klären, wie sie ihren Gesprächsgast überhaupt ansprechen solle. «In Vaduz nennen mich alle Prinz Michael», gab Prinz Michael von und zu Liechtenstein zur Antwort und fügte scherzend hinzu: «Verzichten Sie bitte auf Durchlaucht». Denn auch als Enkel der letzten Österreichischen Kaiserin Zita steht Prinz Michael voll und ganz im beruflichen Alltagsleben und analysiert mit seiner Denkfabrik GIS (Geopolitical Intelligence Services) die aktuellen Geschehnisse in und um Europa.
So charmant er sie auch formuliert, seine profunden Analysen waren von einiger Brisanz. Prinz Michael sieht Europa mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, etwa dem Migrationsdruck vor allem von Afrika her, der sich noch massiv verstärken könnte. Dann die ungelösten wirtschaftlichen Probleme und Verschuldungen und die Ungewissheit über die Altersvorsorge. Das führe vor allem bei den Jungen zu Zukunftsängsten und mache sie empfänglich für einfache populistische Parolen. Eine optimistische Grundhaltung fehle leider vielerorts. Hinzu kämen die historisch problembeladenen Beziehungen zu Russland oder zur Türkei.
Solange die wirtschaftlichen Beziehungen intakt blieben, werde es jedoch kaum zu militärischen Konflikten kommen, beschwichtigte der Prinz. Die Auseinandersetzungen würden andernorts ausgetragen, zum Beispiel mit Cyber-Attacken und Informationskriegsführung. Immerhin hätten die Wahlen in Frankreich gezeigt, dass radikale Kräfte nicht mehrheitsfähig seien und die Demokratien funktionierten. Europa brauche zwar die EU, müsse aber föderaler werden und die Vielfalt, wie sie auch Helvetia erfährt, zulassen. Als Vorbild sieht der Prinz dabei die Schweiz: «Europa muss zu einer grossen Schweiz werden.»