12. August 2021, Text: Mirjam Arnold, Foto: Olga Titus, Video: Helvetia
Wer derzeit das Helvetia Art Foyer in Basel besucht, betritt eine bunte Oase mitten in der Stadt. Ein Ineinander von Blumen, Blüten, Blättern und Bäumen taucht den Raum in ein Meer aus Farben. Die Ausstellung «Guardians of the Garden» basiert auf einem Video, das Olga Titus letzten Winter fertiggestellt hat. Sie kreiert darin einen animierten Gartenkosmos, der Assoziationen zu phantastischen, gar paradiesischen Gärten weckt.
«Die grosse Fensterfront [des Helvetia Art Foyers] schafft ein lichtdurchflutetes Raumgefühl […]. Mir schwebte daher sehr schnell eine gross angelegte, beinahe raumfüllende Installation mit Tapeten vor», erzählt Olga Titus. Sie liess die Tapeten mit Standbildern aus ihrem Video «Guardians» bedrucken. Besuchende fühlen sich beim Betreten des Ausstellungsraumes in eine andere Welt versetzt. Diese Wirkung wird durch doppelseitig bedruckte Paillettenbilder gesteigert, die auf den wandfüllenden Drucken angebracht sind und den Wandarbeiten so eine zusätzliche schillernde Dimension verleihen. Man könnte gar von einem fruchtbaren Boden sprechen, dem neue Werke entspriessen.
Die farbenprächtige Gartenlandschaft im Helvetia Art Foyer erinnert an Claude Monets impressionistische Gemälde und seinen Garten in Giverny. Blumen, Blüten, Bäume, Blätter – alles fliesst ineinander. Olga Titus vergleicht ihre Arbeitsweise beim Kreieren der digital generierten Welten mit der Malerei: «Ich habe das Video [«Guardians»] während des Prozesses entstehen lassen. Da kam ich mir oft vor wie Claude Monet […], stehend an einer Staffelei im wunderbaren Garten von Giverny.»
Doch nicht nur vom Impressionismus liess sich Olga Titus inspirieren. Besonders auch das «Pixelhafte» des Pointillismus hat es ihr angetan. Dieses Rauschen, das auch die Materialität ihrer Videokunst, die Pixel, an sich aufgreift und thematisiert. Sehr bewusst hat sie diese gestalterischen Ansätze in ihrem Video bis zum Exzess getrieben.
Pixel finden sich in der Einzelausstellung von Olga Titus nicht nur in ihren Videoarbeiten. Das «Pixelhafte» spiegelt sich in analoger Form auch in den Paillettenwerken wieder, die den Reiz des Kleinteiligen, Pixelierten mit sich bringen. Die Pailletten sind doppelseitig bedruckt. Hinter jedem Motiv verbirgt sich somit ein zweites, eine noch unbekannte Welt. Durch das Zeichnen mit der Hand hat die Künstlerin einzelne Partien gewendet und so ein neues Werk kreiert. Dank dem fliessenden Übergang von einem Bild zum anderen entsteht eine unglaubliche Anzahl und Vielfalt an Eindrücken, die zwischen den zwei konzipierten Motiven entdeckt werden können. In diesen unbegrenzten Möglichkeiten spiegelt sich die Grösse von Olga Titus' phantasievollem Gartenkosmos.
Olga Titus' erste grössere Einzelausstellung in Basel verdeutlicht das breite Spektrum ihres künstlerischen Schaffens. Sie beschreibt sich selbst als Multi-Media-Künstlerin. Die Schweizerin arbeitet in vielen unterschiedlichen Medien und bringt ihre Inhalte mit den entsprechenden Techniken zum Ausdruck. Video und Bewegtbilder sind zwei wesentliche Elemente ihrer Arbeit und nehmen daher auch in der Ausstellung «Guardians of the Garden» eine zentrale Rolle ein. Innerhalb des Videoschaffens verwirklicht sich die Künstlerin in den verschiedensten Funktionen: «Meist bin ich Drehbuchautorin, Regisseurin, Cutterin, Schauspielerin, Kostümbildnerin, Make-Up Artist und Kamerafrau in Personalunion.»
Ein Besuch in Olga Titus' immerblühenden Garten ist komplett wetterunabhängig und bis zum 30. September 2021 jeden Donnerstagnachmittag von 16:00 bis 20:00 Uhr möglich.
23. Juni 2021 bis 30. September 2021
Jeweils donnerstags, 16 bis 20 Uhr
Zusätzliche Öffnungszeiten während der Art Basel: 22. bis 24. September 2021 von 16:00 bis 20:00 Uhr
Helvetia Art Foyer, Steinengraben 25, 4051 Basel
Eintritt frei
Die periodisch wechselnden Ausstellungen im Art Foyer geben Einblicke in die Helvetia Kunstsammlung, die mit über 1 800 Arbeiten von rund 400 Künstlerinnen und Künstlern zu den bedeutendsten im Bereich zeitgenössischer Schweizer Kunst zählt. Pro Jahr finden drei bis vier Ausstellungen statt, an denen Kunstschaffende die Möglichkeit erhalten, ihre Werke einem breiten Publikum zu präsentieren. Zum Kunstengagement von Helvetia, die auch Kunst versichert, zählt auch der Helvetia Kunstpreis, mit dem junge Künstlerinnen und Künstler beim Start ins Berufsleben unterstützt werden.