Jacques Herzog und Pierre de Meuron: Selten, aber es sind gute Partnerschaften, sonst würden sie nicht so lange halten. Offenbar gibt es Gründe, weshalb man gern zusammenarbeitet, Dinge wie Vertrauen und Qualität, Dinge, die heute nicht mehr selbstverständlich sind. Wir haben solche langjährigen Partnerschaften etwa auch mit der Tate in London, mit Ricola in Laufen, mit Prada in Mailand oder mit Roche hier in Basel.
Gebäude müssen authentisch sein, das heisst ohne spekulativen Blick in eine mögliche Zukunft, sondern aus den Bedürfnissen ihrer Zeit heraus gedacht werden. Das klingt paradox, gilt aber schon seit Jahrhunderten. Denken Sie an die gotischen Kathedralen: Die waren einst total der Ästhetik und der fortschrittlichsten Bautechnik ihrer Epoche verpflichtet, also «veraltet» aus heutigem Blickwinkel. Gerade weil sie so sehr mit dieser Vergangenheit verbunden sind, berühren sie uns heute noch und haben noch immer eine grosse Strahlkraft.
Einige Fusionen, mit Patria, dann mit Nationale Suisse ... das ist die Folge der wirtschaftlichen Wirkkräfte, die unsere Gesellschaft ständig umformen. Manager und Direktoren kommen und gehen – erstaunlich ist, dass immer eine gute Gesprächskultur vorhanden blieb. Das ist der Grund für den Erfolg von Helvetia und auch unserer Zusammenarbeit.
Bewunderung und Ablehnung liegen eng beieinander. Viele Menschen tun sich schwer mit Veränderungen des gewohnten Umfelds. Und Architektur bewirkt solche Veränderungen. Besonders grosse und mächtige Bauten sind in der Schweiz Steine des Anstosses.
Das sind wir gewohnt und wir sehen das nicht als Problem. Wichtig ist, dass Behörden kooperativ sind und zügig arbeiten. Die Plangenehmigung für den Campus ist inzwischen rechtskräftig. Einsprachen liegen keine vor.
Die Städte sind ja auch verschieden und die Orte innerhalb der beiden Städte auch: In St. Gallen ist es eine einzige Grossform in einem eher ländlichen Kontext; in Basel ist es ein Campus an einem städtischen Boulevard.
Es intensiviert die städtebauliche Präsenz von Helvetia an der St. Alban-Anlage durch die sehr spezielle «Zwillingsform» der zwei Hochhäuser. Der Mittelbau mit dem Saal kann ja auch von Externen gemietet werden – es entsteht also eine Öffentlichkeit, die es bisher nicht gab.
St. Gallen war zu Beginn unserer Karriere ein wichtiger Meilenstein und wurde zu einem in weiten Kreisen geschätzten, ja sogar bewunderten Gebäude. Basel ist ein wichtiges Puzzleteil für den Prozess der städtebaulichen Verdichtung, welche in dieser Stadt mit ihren knappen Landressourcen in den kommenden Jahren besonders relevant sein wird: Es kann ein Lehrstück werden!
Wir haben und wollen gar keine solche «Handschrift». Denken Sie nur, wie verschieden eben gerade unsere zwei Helvetia Projekte sind, weil eben die Orte immer anders sind. Wichtig ist nicht der Stil, sondern einzig die Qualität.
Der wirklich und täglich gelebte Traum ist es, so viele Projekte wie möglich überall auf der Welt anzuschieben und zu realisieren. Im Moment arbeiten wir an einem sehr aussergewöhnlichen Projekt für eine Kirche in Mexico. Die Mexikaner sagen: Tengo fe en Díos … (para que se realice el proyecto!), was bedeutet: Ich vertraue Gott …, dass das Projekt realisiert wird.