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  • Herzog & de Meuron: Die Liaison mit den Star-­Architekten

    17.05.2016 | Hansjörg Ryser
    Sowohl mit der Tate in London, mit Roche in Basel und Prada in Mailand als auch mit Helvetia pflegen Herzog & de Meuron eine langjährige Partnerschaft. Im Interview sprechen die beiden Architekten über die aktuellen Helvetia Projekte, Widerstände und architektonische Träume.
Portrait Herzog & de Meuron

Herzog & de Meuron: Die Liaison mit den Star-­Architekten

17.05.2016 | Hansjörg Ryser
Portrait Herzog & de Meuron
Sowohl mit der Tate in London, mit Roche in Basel und Prada in Mailand als auch mit Helvetia pflegen Herzog & de Meuron eine langjährige Partnerschaft. Im Interview sprechen die beiden Architekten über die aktuellen Helvetia Projekte, Widerstände und architektonische Träume.

Jacques Herzog und Pierre de Meuron, Sie begleiten Helvetia nun schon seit 1989, also 27 Jahre. Wie üblich sind solch lange Partnerschaften?

Jacques Herzog und Pierre de Meuron: Selten, aber es sind gute Partnerschaften, sonst würden sie nicht so lange halten. Offenbar gibt es Gründe, weshalb man gern zusammenarbeitet, Dinge wie Vertrauen und Qualität, Dinge, die heute nicht mehr selbstverständlich sind. Wir haben solche langjährigen Partnerschaften etwa auch mit der Tate in London, mit Ricola in Laufen, mit Prada in Mailand oder mit Roche hier in Basel.

Über so lange Zeiträume verändern sich ja auch die Trends in der Gestaltung und der Bauart. Damit die von Ihnen gestalteten Gebäude auch nach 20 oder 50 Jahren noch zeitgemäss sind: Worauf legen Sie besonderen Wert?

Gebäude müssen authentisch sein, das heisst ohne spekulativen Blick in eine mögliche Zukunft, sondern aus den Bedürfnissen ihrer Zeit heraus gedacht werden. Das klingt paradox, gilt aber schon seit Jahrhunderten. Denken Sie an die gotischen Kathedralen: Die waren einst total der Ästhetik und der fortschrittlichsten Bautechnik ihrer Epoche verpflichtet, also «veraltet» aus heutigem Blickwinkel. Gerade weil sie so sehr mit dieser Vergangenheit verbunden sind, berühren sie uns heute noch und haben noch immer eine grosse Strahlkraft.

Wie hat sich Helvetia aus Ihrer Sicht in dieser Zeit verändert?

Einige Fusionen, mit Patria, dann mit Nationale Suisse ... das ist die Folge der wirtschaftlichen Wirkkräfte, die unsere Gesellschaft ständig umformen. Manager und Direktoren kommen und gehen – erstaunlich ist, dass immer eine gute Gesprächskultur vorhanden blieb. Das ist der Grund für den Erfolg von Helvetia und auch unserer Zusammenarbeit.

Viele Bauwerke werden wegen ihrer architektonischen Gestaltung bewundert. Doch Bauprojekte lösen auch häufig Widerstand aus. Woher kommt das?

Bewunderung und Ablehnung liegen eng beieinander. Viele Menschen tun sich schwer mit Veränderungen des gewohnten Umfelds. Und Architektur bewirkt solche Veränderungen. Besonders grosse und mächtige Bauten sind in der Schweiz Steine des Anstosses.

Der Erweiterungsbau West am Hauptsitz der Helvetia Gruppe in St. Gallen konnte ohne nennenswerte Widerstände realisiert werden. Und auch beim Projekt Campus in Basel ist die Akzeptanz gross. Trotzdem ist das Bewilligungsprozedere oft langwierig. Ärgern Sie die vielen rechtlichen Hürden oder sind sie als Teil des demokratischen Systems legitim?

Das sind wir gewohnt und wir sehen das nicht als Problem. Wichtig ist, dass Behörden kooperativ sind und zügig arbeiten. Die Plangenehmigung für den Campus ist inzwischen rechtskräftig. Einsprachen liegen keine vor.

Die Projekte, die Sie für Helvetia in St. Gallen und Basel realisieren, sind auf den ersten Blick sehr unterschiedlich. Gibt es aus Ihrer Sicht dennoch Gemeinsamkeiten?

Die Städte sind ja auch verschieden und die Orte innerhalb der beiden Städte auch: In St. Gallen ist es eine einzige Grossform in einem eher ländlichen Kontext; in Basel ist es ein Campus an einem städtischen Boulevard.

Das Projekt Campus ist vor allem für Helvetia von Bedeutung. Welchen Wert hat es Ihrer Ansicht nach für Basel?

Es intensiviert die städtebauliche Präsenz von Helvetia an der St. Alban-Anlage durch die sehr spezielle «Zwillingsform» der zwei Hochhäuser. Der Mittelbau mit dem Saal kann ja auch von Externen gemietet werden – es entsteht also eine Öffentlichkeit, die es bisher nicht gab.

Sie haben mit spektakulären Philharmonien, Stadien und anderen Repräsentationsbauten architektonische Meilensteine gesetzt. Welchen Stellenwert haben für Sie die beiden Helvetia Projekte?

St. Gallen war zu Beginn unserer Karriere ein wichtiger Meilenstein und wurde zu einem in weiten Kreisen geschätzten, ja sogar bewunderten Gebäude. Basel ist ein wichtiges Puzzleteil für den Prozess der städtebaulichen Verdichtung, welche in dieser Stadt mit ihren knappen Landressourcen in den kommenden Jahren besonders relevant sein wird: Es kann ein Lehrstück werden!

Sie führen ein Unternehmen mit rund 400 Mitarbeitenden. Wie schaffen Sie es, dass Ihre architektonische Handschrift erkennbar bleibt?

Wir haben und wollen gar keine solche «Handschrift». Denken Sie nur, wie verschieden eben gerade unsere zwei Helvetia Projekte sind, weil eben die Orte immer anders sind. Wichtig ist nicht der Stil, sondern einzig die Qualität.

Welchen architektonischen Traum möchten Sie sich noch erfüllen?

Der wirklich und täglich gelebte Traum ist es, so viele Projekte wie möglich überall auf der Welt anzuschieben und zu realisieren. Im Moment arbeiten wir an einem sehr aussergewöhnlichen Projekt für eine Kirche in Mexico. Die Mexikaner sagen: Tengo fe en Díos … (para que se realice el proyecto!), was bedeutet: Ich vertraue Gott …, dass das Projekt realisiert wird.

Herzog & de Meuron
Die Basler Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron haben in den letzten 27 Jahren für Helvetia mehrere markante Bauten realisiert. Aktuell ist das Architekturbüro Herzog & de Meuron involviert in den Erweiterungsbau am Hauptsitz der Helvetia Gruppe in St. Gallen und ins Projekt Campus in Basel.