Der Preisträger ist Absolvent des Masterstudiengangs an der HEAD in Genf. In seiner Arbeit hinterfragt der in Kamerun geborene Künstler das historische Gedächtnis seiner doppelten Identität durch die malerische Konstruktion von Landschaften. Mittels dieses klassischen Mediums adressiert er hochrelevante gesellschaftspolitische Fragestellungen und öffnet eine frische und sehr persönliche Perspektive auf das klassische Genre der Landschaftsmalerei.
Die Serie «Drift» (2023) von Yann Stéphane Biscaut ist Teil der Ausstellung Plattform23 und bis zum 25. Juni 2023 in der Espace Arlaud in Lausanne zu sehen.
Landschaft als Kommunikationsmittel
In seiner dreiteiligen Installation «Drift» lässt Yann Stéphane Biscaut unterschiedliche Welten aus verschiedenen Zeiten und geografischen Orten zu hybriden Traumlandschaften verschmelzen. Mit Hilfe von Schaumstoff unterfüttert der Künstler die Leinwände und verleiht damit den drei verschieden grossen Gemälden eine objekthafte Präsenz. In «Un arbre à palabres» (2023), dem grössten der drei Werke, treffen bedrohliche Gewitterwolken mit gespenstischen Schatten auf weitläufige Felder mit blauem Himmel. Tief fliegende Albatrosse stehen in der Mittagshitze fast gänzlich still, während der Fantasie entsprungene Kreaturen aus den milden Wolken eines prärieartigen Abschnittes fallen. Die rhythmische Lektüre der unterschiedlichen Tiefen und Strukturen der Malerei wird durch den unebenen, gepolsterten Untergrund weiter verstärkt.
Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Realitäten
Der Fokus von Biscauts Malerei liegt in einem Spannungsfeld, das auf seine Recherchen zur diasporischen Kultur des karibischen Philosophen und Schriftstellers Edouard Glissant sowie dessen Verständnis des Begriffes der «créolisation» zurückgeht. Glissant spricht von einem intermediären und spirituellen Raum, der sich zwischen dem ursprünglichen Heimatort und einer zunehmenden Verankerung in neuen geografischen Gebieten auftut. Der junge Künstler Yann Stéphane Biscaut reflektiert in seiner Malerei dieses Aufeinandertreffen unterschiedlicher Realitäten innerhalb einer geografischen und spirituellen Reise.
In seinen Landschaftsbildern schöpft der Künstler aus diesem traumhaften Zustand zwischen Erinnerung und Fantasie. Er beleuchtet dabei eine intime Reflektion über Themen der Verwurzelung, der Identität und unseres Verständnisses von Ort und Zeit. Zwischen Landschaftsmalerei und Shaped Canvas nimmt die Installation «Drift» nicht nur direkten Bezug zur Geschichte des Mediums der Malerei. Vielmehr eröffnet sich in Biscauts Landschaften auch ein Portrait des Künstlers selbst und eine Annäherung an die eigene diasporische Identität.
Jury des Helvetia Kunstpreises 2023
Die diesjährige Jury des Helvetia Kunstpreises besteht aus Kathleen Bühler (Kunstmuseum Bern), Victoria Mühlig (Musée d'art de Pully), Joanna Kamm (LISTE Art Fair Basel), Maja Wismer (Kunstmuseum Basel) und Nathalie Loch (Fachstelle Kunst Helvetia).
Starthilfe als Teil des Kunstengagements
Helvetia Versicherungen fördert mit dem Kunstpreis junge Nachwuchskünstler:innen zu Beginn ihrer beruflichen Karriere. So richtet sich der Helvetia Kunstpreis an Diplomandinnen und Diplomanden von Schweizer Fachhochschulen im Bereich «Bildende Kunst und Medienkunst». Mit dem Preis ist eine doppelte Starthilfe verbunden: Einerseits erhält Yann Stéphane Biscaut ein Preisgeld von 15 000 Franken, andererseits die Möglichkeit, sich mit einer Soloausstellung an der Kunstmesse LISTE Art Fair Basel 2024 einem internationalen Fachpublikum und einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Seit ihrer Gründung 1996 widmet sich die LISTE der aktiven Förderung von Galerien und Künstlerinnen und Künstlern einer jungen und mittleren Generation.
Der Helvetia Kunstpreis ist ein wesentlicher Teil des Kunstengagements der international tätigen Versicherungsgruppe. Der Preis wird seit 2004 jährlich verliehen. Zuerst unter dem Namen Nationale Suisse Kunstpreis, seit dem Zusammenschluss von Helvetia und Nationale Suisse nun als Helvetia Kunstpreis. Helvetia, die auch Kunst versichert, verfügt über eine der bedeutendsten Sammlungen zeitgenössischer Schweizer Kunst mit einer 80-jährigen Geschichte. Die Sammlung konzentriert sich auf Malerei, Zeichnungen und Fotografie. Seit 2015 verfügt Helvetia mit dem Helvetia Art Foyer am Hauptsitz in Basel über einen eigenen, für die Öffentlichkeit zugänglichen Ausstellungsraum. In diesem werden entweder thematische Ausstellungen, die Werke der eigenen Sammlung einschliessen, oder Solopräsentationen von Künstlern und Künstlerinnen gezeigt.
Plattform23
7. Mai bis 25. Juni 2023
Öffnungszeiten:
Mi–Fr: 14–18 Uhr
Sa–So: 13–17 Uhr
Espace Arlaud
Pl. de la Riponne 2B
1005 Lausanne
www.plattformplattform.ch