17. Dezember 2020, Text: Stefanie Lanz, Fotos: Pizolbahnen
«Es blieb uns nichts anderes übrig, als den Berg über Nacht dem Schicksal zu überlassen», erzählt Cornelia Zimmermann, Verantwortliche für Schadenfälle bei den Pizolbahnen, über die verhängnisvolle Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 2020. Der Wetterbericht kündigte einen Föhnsturm an – und was ein solcher für das Berggebiet oberhalb von Bad Ragaz und Wangs bedeuten kann, wissen die Pizolbahnen nur allzu gut: beschädigte Infrastruktur, finanzielle Einbussen, arbeits- und zeitintensive Reparaturen. «Eine ruhige Nacht war es nicht. Man zittert, bibbert und hofft, vom Sturm verschont zu bleiben», erzählt Cornelia Zimmermann. «Auch wenn wir alles gesichert haben, was wir sichern konnten, alles lässt sich leider nicht verankern.»
Bereits Anfang Jahr hatten die Pizolbahnen keine einfachen Zeiten – die Covid-19-Pandemie hatte sie hart getroffen. «Auch wir mussten unseren Betrieb von einem Tag auf den anderen schliessen und erlitten beträchtliche Umsatzeinbussen – insbesondere weil das Wetter im Frühling nicht hätte prächtiger sein können», erinnert sich Cornelia Zimmermann etwas wehmütig. «Dafür war unser Sommer sensationell. Die Leute konnten nicht weg und plötzlich gewannen die Berge an enormer Beliebtheit. Unsere Fünf-Seen-Wanderung war schon immer beliebt, aber diesen Sommer war sie ein richtiger Publikumsmagnet. Es schien, als stünde sie bei jedem auf der To-do-Liste.»
Doch zurück zum Oktobersturm. Dessen Ausmass zeigte sich am Samstag. Frühmorgens machte sich ein zehnköpfiges Team der Pizolbahnen auf, um den Schaden für die Geschäftsversicherung aufzunehmen. Keine leichte Aufgabe, das Gebiet der Pizolbahnen zieht sich über 470 Hektaren. «Auf meinem Smartphone poppten immer wieder neue Bilder auf – von weggewehten Fenstern, beschädigten Gehäusen oder verbogenen Blechen. Jedes einzelne schmerzte in meinem Herzen, war aber sehr wichtig: Eine genaue Inspektion und Dokumentation sind zentral – einerseits für die Sicherheit der Gäste, andererseits für die Schadenexperten», erzählt Cornelia Zimmermann. Wie hektisch es bei einem Schaden zu und her gehen kann, weiss sie aus Erfahrung – sie hat schon so manche Stürme und Schäden miterlebt, nicht aber in Zeiten von Corona: «Aufgrund der aktuellen Situation haben wir bewusst auf eine Schadenfallaufnahme vor Ort durch die Schadenexperten von Helvetia verzichtet und stattdessen alles online geregelt. Am Service hat dies nichts geändert, im Gegenteil: Wir erlebten eine gewohnt engmaschige Betreuung sowie eine schnelle und unkomplizierte Schadeneröffnung.»
Die Pizolbahnen hatten Glück im Unglück. Zwar gab es erhebliche Schäden – insbesondere bei den Stationen der Sesselbahn Laufböden sowie bei der Bergstation der Schwammbahn –, die zwei 8er-Gondelbahnen als Zubringerlift blieben aber vom Sturm verschont. Der Zugang auf den Berg war damit stets gewährleistet und der Betrieb fiel «nur» zwei Tage aus. «Die Aufräumarbeiten gingen zügig voran. Vieles konnten wir selber wieder instand stellen, beispielsweise gelang es uns, den um seine eigene Grösse verschobene Container beim Bergrestaurant Pizolhütte wieder an seinen Ursprungsort zurückzuschieben und das herausgewehte Seil vom Verbindungslift zurück auf die Rollen zu platzieren», berichtet Cornelia Zimmermann. «Anderes konnten wir nur provisorisch reparieren, etwa die Schäden an den Stationen. Da müssen die Hersteller selber ran.»
Die Reparaturen erfolgen nun Schritt für Schritt. Bis im kommenden Sommer sollten auch die provisorisch geflickten Stellen wieder neu sein. «Ein Sturmschaden erfordert nicht nur Geld und Nerven, sondern vor allem auch viel Zeit, um alles zu eruieren und Offerten einzuholen», erklärt Cornelia Zimmermann. «Umso schöner ist es, wenn man diese Zeit auch hat und alles in Ruhe für die Schadenexperten zusammenstellen kann. Und genau diese Zeit gibt uns Helvetia», weiss sie zu schätzen, gerade jetzt, wo der Fokus der Pizolbahnen auf dem Wintergeschäft liegt; nach dem Sturmtief wäre eine erfolgreiche Wintersaison umso wichtiger. Wie die Saison schliesslich aussehen wird, steht derzeit noch in den Sternen. Helvetia drückt die Daumen und ist sicher: Auch auf dieses Tief folgt wieder ein Hoch.