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Karriere & Einblicke
Arbeitsalltag

Kunstfälschung: Kennen Sie Wolfgang Beltracchi?

Wenn Sie im Kunsthandel tätig sind, hoffentlich nicht! Sonst könnte es sein, dass Sie in den größten Kunstfälschungsskandal aller Zeiten verwickelt wurden.

Text: Christiane Gagel; Fotos: Christiane Gagel

3 Personen mit einem Gemälde

Kunst und Krimi – Alltag für Abteilung 454

Im Rahmen der international bekannten Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen fand in diesem Jahr die Veranstaltung »Zeit für Kunst – mit der Helvetia in Bamberg« statt. Eines der Veranstaltungshighlights war dabei mit Sicherheit der Vortrag des leitenden Kriminalhauptkommissars René Alloge zum Thema »Bekämpfung der Kunstkriminalität«, der dem geneigten Publikum interessante Einblicke in die Welt der Kunstfälschung bzw. des Kunstbetruges bot. Gern wird er von der Presse deswegen als »Jäger der verlorenen Schätze« bezeichnet.

Die Jäger des verlorenen Schatzes

Obwohl nur zehn Mann stark, weist die Abteilung 454 »Kunstdelikte« des Landeskriminalamts in Berlin eine sensationell hohe Aufklärungsquote vor. Fast jeder zweite Fall wird mittlerweile durch eine gute Vernetzung von Polizei, Wissenschaft und Handel aufgeklärt. Doch Kunst wird mehr und mehr zum beliebten Spekulationsobjekt, von daher boomt gerade der Markt der Kunstfälschungen.

Man müsse allerdings grundsätzlich verschiedene Typen im Bereich Kunstdelikte unterscheiden, führt René Allonge aus, denn nicht bei allen ginge es tatsächlich um Betrug.
Es gäbe auch Fälle, in denen völlig unscheinbare Menschen einfach die Gelegenheit nutzten und ihrer privaten Sammlung das ein oder andere Meisterwerk hinzufügten, so wie Stéphane Breitwieser.

Dieser stahl zwischen 1995 und 2001 insgesamt 239 Kunstwerke im Wert von ungefähr 20 Millionen Euro. Ihm ging es nicht um den Verkauf, sondern die Erweiterung seiner eigenen Sammlung von Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts. Eine Sammelleidenschaft mit krankhaften Zügen.

Tackernadeln und nicht ganz trockene Ölfarbe

Die eigentlichen Kunstfälscher gingen laut Allonge immer raffinierter zu Werk. Konnte man früher ein nachgemachtes Werk teilweise an einer dilettantischen Befestigung, etwa durch moderne Tackernadeln oder an nicht ganz getrockneter Ölfarbe leicht erkennen, hätten auch sie mittlerweile dazugelernt. Heute bediene man sich nicht nur nachgemachter Signaturen, Stempel oder angeblicher Fachexpertisen, sondern erfände teilweise sogar komplette Herkunftsnachweise bis hin zu gefälschten Fotos. Manche Fälschungen seien somit erst nach eingehender Untersuchung mit wissenschaftlicher Technik auch als solche erkennbar.

So beschäftigte sich Abteilung 454 in der Vergangenheit neben kuriosen Fällen, wie beispielsweise dem eines Schweizers, der 2012 Federn stark geschützter Arten aus Museen gestohlen hatte, auch mit dem mittlerweile als größtem Kunstbetrug der deutschen Kriminalgeschichte eingestuften Fall des Meisterfälschers Beltracchi und einer geschätzten Schadenssumme von ca. 34 Mio. Euro.

Das Erschreckende hier, Beltracchi erleichterte nicht nur Kunstsammler um ihr Geld, er führte auch etliche Experten hinters Licht und beschädigte damit den Ruf der ganzen Branche nachhaltig. Dem Kunsthandel warf Beltracchi vor, er habe ihm den Betrug durch seine Gier leicht gemacht.

Noch immer sind falsche »Meisterwerke« im Umlauf

Die Ermittler des LKA Berlin vermuten, dass weltweit noch immer Kunstwerke in Umlauf sind, die nicht aus der Hand eines alten Meisters, sondern aus der von Wolfgang Beltracchi und seinen Helfershelfern stammen. Da sich die Ermittler als Kriminalisten und nicht als Kunstexperten verstünden, könnten Sie objektiv Unstimmigkeiten in der Herkunft oder der Entstehungsgeschichte eine Bildes aufzuspüren und so dank modernster Technik auch Bilder, die von Experten als echt eingestuft wurden, als Fälschungen entlarven.

Während seines Vortrags in Bamberg zeigte Allonge beispielsweise eines der bei Beltracchi sichergestellten Bilder, ein angebliches Werk des Malers Fernand Léger. Eigentlich auf sechs Millionen Euro geschätzt, handelte es sich dabei doch um eine plumpe Fälschung. Das Bild sollte als angeblich »Kubistisches Stillleben« verkauft werden, zeigte aber als Motiv eine kleine Lokomotive aus bunten Kegeln und Zylindern, somit kein Stillleben und auch die französische Bezeichnung war falsch geschrieben.

René Allonge und seine Mitarbeiter möchten mit ihrer Arbeit jedoch weder den Kunsthandel noch die Sammler oder Experten vorführen, vielmehr freut es die Truppe, dass die Erfolge der letzten Jahre auch dazu führten, dass sich mittlerweile rund um den Kunstmarkt Beschäftigte bei Zweifeln an das LKA wenden. Trotzdem müsste weiter daran gearbeitet werden, die Transparenz des Marktes zu erhöhen, so Allonge, denn gerade der Fall Beltracchi zeige, dass es auch um gefälschte Kunsthistorie und damit eigentlich um gefälschte »Geschichte« ginge und das sei gesellschaftlich nicht hinnehmbar.

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